Dienstag, 30. Juli 2019

Weiter Richtung Süden & peruanische Eigenheiten


Willkommen in Arequipa! 

Der Vulkan Misti
Im Anschluss an eine lange Nachtfahrt mit dem Bus kamen wir in der sogenannten "weißen Stadt" an und wurden direkt von der schönen Architektur beeindruckt. Grund für diesen Namen sind die vielen weißen Gebäude aus Vulkangestein. Dieses Material gilt als besonders stabil und soll so die von Erdbeben gefährdete Stadt besser vor Zerstörungen schützen. In Arequipa besteht nämlich eine erhöhte Erdbebengefahr und auch sonst ist die Stadt nicht das sicherste Pflaster. Drei Vulkane umgeben die Stadt, von denen einer sogar noch als aktiv gilt, nämlich der Vulkan Misti, so dass ganzjährig die Gefahr einer Evakuierung besteht.

Nichtsdestotrotz zieht es viele Menschen nach Arequipa, sei es wegen der vielen Sonnenstunden, der Lebensart oder der kolonialen Geschichte, die auch einen imposanten Plaza de Armas hat entstehen lassen. Ein Plaza de Armas ist in Südamerika übrigens der Hauptplatz und so etwas wie der Mittelpunkt der Stadt.

Die Kathedrale Arequipas bei Nacht


Queso Helado - frei übersetzt "Käse-Eis" und typisch für Arequipa
Nachdem wir zwei Tage in Arequipa verbracht und endlich mal warmes Wetter im sonst eher kalten Peru (Winterzeit) genießen konnten, ging es für uns zum Colca Canyon. Wir wurden morgens abgeholt und fuhren mit dem Bus in Richtung der Schluchten des Colca-Tals nahe Chivay. Was sich uns dort darbot, waren vielfältige Landschaften, vor allem aber die schier endlose Gebirgskette der Anden. 


Alpakas in freier Wildbahn

Als unser Guide meinte, dass es für uns im Laufe des Tages auf 4900 m gehen würde, war uns beiden schon ganz schön mulmig, weil es uns an das Desaster in Huaraz auf "nur" 4600 m erinnerte. Deshalb sorgten wir vor und kauften uns Kokablätter, auf die die Einheimischen hier schwören, wenn es um die Höhenkrankheit geht. Um die ganze Wirkung der Blätter zu entfalten, muss man sie für eine halbe Stunde wie einen Kaugummi kauen und so den Blättern den Saft entziehen. Ein geschmackliches Highlight war dies sicherlich nicht, ich kam mir eher vor wie ein Wiederkäuer mit den ganzen Blättern im Mund. 
Doch scheinbar haben sie ihre Wirkung erfüllt, denn weder Luana noch ich hatten Probleme mit der Höhe. Ob es wirklich an den Kokablättern lag oder einfach nur daran, dass wir lediglich kurz aus dem Bus ausgestiegen sind und mittlerweile schon besser akklimatisiert sind, sei dahingestellt.

Am darauffolgenden Tag erkundeten wir weiter, was der Colca Canyon so zu bieten hat. Wir konnten Kondore beobachten, welche riesige Vögel mit einer Spannweite von bis zu drei Metern sind, die hier ungefähr so bekannt sind wie der "American Eagle" in den USA.

Der König der Lüfte: ein Andenkondor

Des Weiteren hatten wir Zeit die Natur etwas auf eigene Faust zu erkunden und konnten so noch mehr sehen. Uns beide hat der Colca Canyon wirklich umgehauen, denn so etwas hatten wir bis dato noch nicht gesehen. Die gewaltigen Ausmaße dieser Schluchten kann man in so einem Moment nur schwer realisieren.





Einige Stunden später ging es für uns schon wieder weiter zu unserem nächsten Ziel: Puno. Die Stadt, die den berühmten Titicacasee auf peruanischer Seite beheimatet. Der Titicacasee ist der höchst gelegene, navigierbare See der Welt und wird von Bolivien und Peru geteilt, da er sich in beide Länder erstreckt. 

Die Sicht auf den Titicacasee vom Hafen Punos aus

Nach einer wieder mal sehr kalten Nacht im Hostel samt Decken, Schlafsack und Pulli- freuten wir uns auf unseren Tag am Titicacasee. Leider machten uns schwierige Windverhältnisse einen Strich durch die Rechnung. Die Marine erteilte uns nur die Erlaubnis, die nächstgelegene Insel Uros anzusteuern. Etwas enttäuscht, aber dennoch froh, dass wir überhaupt etwas vom See erleben konnten, stiegen wir ins Boot. Nach einer kurzen Fahrt- wurden wir durch die Einwohner begrüßt und willkommen geheißen. Uros muss man sich als Inselgemeinschaft vorstellen, die in viele weitere kleine Inseln aufgeteilt ist und auf der immer 4-5 Familien leben. Die Inseln selbst sind komplett aus Schilf und müssen immer wieder erneuert werden, um nicht irgendwann unterzugehen. Komisch hat es sich schon angefühlt, darauf zu laufen, wie auf einer sehr weichen Matratze.


Die Bewohner erzählten uns einiges darüber, wie sie hier leben und wie unterschiedlich das Leben im Vergleich zu den Bewohnern Punos ist. Danach sangen sie eher wenig enthusiastisch "Vamos a la playa" und versuchten uns noch ihre Souvenirs anzudrehen. Generell wirkte alles total inszeniert und super touristisch. Natürlich ist uns klar gewesen, dass es nicht extrem authentisch werden würde, da wir das schon von einigen anderen gehört hatten, aber trotzdem waren wir am Ende des Ausflugs auf den Titicacasee etwas enttäuscht. 

Eventuell wäre unser Fazit anders ausgefallen, wenn wir noch die Chance gehabt hätten, weiter rauszufahren und eine andere Insel zu sehen, aber so war es eher ein ernüchterndes Erlebnis gewesen. Zudem ist Puno auch nicht die schönste Blume im Feld und so waren wir froh, weiter nach Cusco zu ziehen.


Bevor ich diesen Post nun beende, dachte ich mir, dass ich mal alle Merkmale/Unterschiede notiere, die Luana und mir in Peru bisher aufgefallen sind und noch einige der typischen Landesgerichte aufzähle.

In Peru...

1. ...gibt es total viele streunende Hunde, die aber zum Glück überhaupt nicht aufdringlich sind. Trotzdem tun sie einem ziemlich leid, da sie total dreckig und immer auf der Suche nach etwas zu essen sind.

2. ...sind Fernbusse deutlich luxuriöser ausgestattet und bieten besseren Service.

3. ...sind die meisten Leute total freundlich, herzlich und hilfsbereit. Auch wenn viele kaum bis keine Englischkenntnisse haben, versuchen alle, etwas von ihrer Kultur zu vermitteln und auch sonst wird einem oft mehr geholfen, als man normal erwarten würde. (Außer wenn man auf dem Bürgersteig läuft, da laufen die Peruaner konsequent weiter, ohne auch nur ein bisschen auszuweichen.)

4. ...gibt es viel mehr öffentliche und auch saubere Toiletten, als uns anfangs erzählt wurde. Zwar darf man das Klopapier nie in die Toilette werfen, sondern muss es in dem dafür vorgesehene Eimer entsorgen, aber zumindest sind die Toiletten, bis auf Ausnahmen, in der Regel immer sauber.

5. ...herrscht im Vergleich zu Deutschland deutlich mehr Patriotismus. Überall hängen peruanische Flaggen und auch sonst sind die Menschen sehr stolz auf ihre Kultur und Geschichte.

6. ...sind die Preise deutlich niedriger als in europäischen Ländern. Für ein Mittag- oder Abendessen zahlen wir meistens zwischen 1,50 und 3 Euro. Natürlich kann man auch deutlich teurer essen, aber wenn man sich für ein "Menu del día" entscheidet, welches eine Suppe als Vorspeise, ein Hauptgericht und ein Getränk umfasst, dann ist es billiger, auswärts zu essen, als selbst zu kochen.
Auch die Preise für ein Mehrbettzimmer in einem Hostel sind gering, da man hier meistens zwischen 5 und 7 Euro bezahlt und dafür sogar noch ein kleines Frühstück erhält.

7. …bekommt man Getränke von Straßenständen nicht im Becher, sondern in Plastiktüten mit Strohhalm serviert.

8. ...ist der Verkehr total verrückt. Jeder fährt durcheinander, es wird in einem Zug gehupt und generell kann man kein Muster in diesem unkoordinierten Wirrwarr erkennen.

Ein weiteres Merkmal, das die peruanische Kultur maßgeblich beeinflusst, ist das Essen. Hier sind einige typische Landesgerichte:

- Ceviche (roher Fisch eingelegt in Limettensaft und Zwiebeln)
- Lomo Saltado (geschmortes Rindfleisch mit Zwiebeln und Tomaten)
- Adobo (eine würzige Suppe mit Schweinefleisch (typisch für Arequipa))
- Cuy (gebratenes Meerschweinchen)
- Papa a la huancaina (Kartoffeln serviert mit einer scharfen Soße)
- Arroz a la cubana (Reis mit Spiegelei und frittierter Banane)
- Chicha Morada (Kultgetränk aus Peru, welches aus lilanem Mais gewonnen wird)

Generell lässt sich zur peruanischen Küche sagen, dass sie sehr fleischlastig ist. Selten findet man eine vegetarische Option und oft ist das Essen auch frittiert. Gemüse gibt es selten, dafür gibt es als Beilage fast immer Reis UND Kartoffeln.
Mir persönlich sagt das Essen eher weniger zu. Das Fleisch ist meistens gar nicht meins, es ist mir zu fettig und mir fehlt auch das Gemüse. Nichtsdestotrotz gibt es auch einige Sachen, die lecker sind und wenn man will, findet man oft irgendeine Alternative. Die Auswahl an Früchten zum Beispiel ist total groß und lecker. Zwei Sachen, die mir und Luana beim Thema Essen noch aufgefallen sind, ist zum einen, dass das meiste nicht heiß, sondern lauwarm serviert wird, und zum anderen, dass das Getränk oft erst am Ende des Hauptgerichts gebracht wird.

Dienstag, 23. Juli 2019

Buenos días Peru - die erste Woche

Nach ca. 14 h Flug landeten Luana und ich etwas erschöpft und bei völliger Dunkelheit in Lima. Dies war unser erster Stopp auf einer insgesamt 3-wöchigen Reise durch Peru, bevor sie wieder nach Deutschland fliegen und es für mich weiter nach Mexiko gehen würde.
Luana und ich haben uns damals beim Tennis kennengelernt und sind jetzt schon einige Jahre befreundet. Wir waren auch einige Zeit zusammen in Australien und dachten uns deshalb, dass wir doch mal wieder ins nächste Abenteuer starten könnten. 

Als wir in Lima ankamen und uns ein Taxi ins Hostel nahmen, überfluteten uns die ersten Eindrücke. Ich weiß nicht, ob es der Dunkelheit, dem langen Flug oder dem schallenden Lärm der Autos geschuldet war, dass ich mich in diesem Moment etwas überfordert gefühlt habe. 

Unseren ersten und vorerst einzigen Tag in Lima verbrachten wir mit Sightseeing. Wir machten zwei "Free Walking Tours", welche völlig umsonst sind, und bei denen wir den Guides lediglich Trinkgeld gaben. Diese Touren sind echt zu empfehlen, weil man so von Einheimischen durch die Stadt geführt wird und auch ein paar Geheimtipps bekommen kann. 

Luana und ich am Ende der Tour mit der peruanischen Flagge

Lima wird auch "La fea" genannt, also "Die Hässliche" und dem kann ich teilweise durchaus zustimmen. Lima gehört wohl nicht zu den schönsten Städten weltweit, auch wenn der "Parque del Amor" und die Flaniermeile am Meer ihren eigenen Charme besitzen. 

Die Aussicht aufs Meer vom Parque del Amor

Trotzdem ist Lima einen Besuch wert, zumal es die Hauptstadt Perus und einfach eine pulsierende Stadt ist. Hier ist so viel los, alles ist in Bewegung (außer die Autos vielleicht, die stehen konstant im Stau und hupen 24/7) und trotzdem sind die Menschen sehr herzlich.

Nach einem langen ersten Tag in Lima ging es für uns am nächsten Tag in den Norden nach Huaraz. Was auf der Landkarte aussah wie 2 h Fahrt, war im Endeffekt eine fast 9-stündige Reise mit dem Bus. Dafür war die Busfahrt die luxuriöseste, die wir in unserem Leben hatten. Für umgerechnet ca. 8 Euro fühlten wir uns, als würden wir Business Class fliegen. Die Sitze waren breit, gepolstert und ließen sich fast bis in eine liegende Position nach hinten klappen. Jeder Sitzplatz hatte einen eigenen Bildschirm mit Filmen und sogar so etwas ähnliches wie Flugzeugessen wurde serviert. Zwar funktionierte das versprochene Wlan nicht, aber das kann man bei dem Preis schon verkraften.

Abends im ca. 3100 m hohen Huaraz angekommen, hatten wir nur ein paar Stunden Schlaf, bevor uns ein weiterer Bus um 4:30 Uhr nachts abholte, um zum Nationalpark von Huaraz zu fahren, von wo aus wir unsere Wanderung zur Laguna 69 starten würden.
Normalerweise wird einem dringend empfohlen, sich 2-3 Tage zu akklimatisieren und sich an die Höhe zu gewöhnen, bevor man Wanderungen auf 4600 m wie zur Laguna 69 angeht. Allerdings ignorierten wir diese Empfehlung mit dem Gedanken, dass wir beide relativ fit und jung sind und es schon gut gehen würde.

Die Landschaft auf dem Weg zur Laguna 69

Um es vorweg zu sagen: Dem war nicht so. Wir hatten schon nach 2 km mit unserer Atmung zu kämpfen. Kopfschmerzen, Schwindelgefühl und Herzrasen wurden immer intensiver und wir beide hatten das Gefühl, dass wir gleich zusammenklappen würden. Nach halben Wege waren wir kurz davor, umzukehren, weil es zumindest mir in meinem Leben selten so schlecht ging. Mir war so übel und ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten, geschweige denn meinen Rucksack tragen. Irgendwie motivierten wir uns letztendlich doch gegenseitig, weil der eigentliche Grund, warum wir extra nach Huaraz gefahren sind, eben diese sagenumwobene Laguna 69 war.



Endlich oben angekommen
Und enttäuscht wurden wir nicht, denn es war wunderschön, zumindest live. Wie so oft, konnte die Kamera nicht das einfangen, was wir in Wirklichkeit gesehen haben. Das Wasser hatte ein strahlendes Blau, umgeben von schneebedeckten Gletschern und Ruhe. Leider konnten wir es nicht so richtig genießen, da uns die Höhenkrankheit immer noch sehr zu schaffen machte.


Nach einer halben Stunde an der Laguna 69 traten wir den Rückweg an, bei dem es mir nicht wirklich besser ging. Luanas Symptome klangen ein wenig ab, aber für mich war es immer noch eine Tortur, die ich nicht mehr erleben möchte. Als wir nach fast 6 h laufen endlich am Bus ankamen, waren wir einfach nur dankbar, es hinauf und wieder hinunter geschafft zu haben. Fazit zu diesem Ausflug: Wir sind froh es gesehen zu haben, würden es aber nicht nochmal machen. Zumindest nicht an unserem dritten Tag in Peru.

Tags darauf befanden wir uns schon in einem ganz anderen Klima. Von Gletschern und kalten Temperaturen in Huaraz ging es ins wüstenähnliche und warme Ica. Dort war alles ganz entspannt und wir machten an dem Nachmittag nicht mehr viel. Am nächsten Tag ging es mit Buggys durch die Wüste und mit den Sandboards die Dünen hinunter. Das hat wirklich so viel Spaß gemacht und ist bis jetzt definitiv mein Highlight gewesen. Der Sonnenuntergang, den wir dann noch bestaunen konnten, rundete die Tour ab und für 6 Euro war die auch ein echter Schnapper.

Die Wüste Huacachinas

Unser nächster Stopp war Nazca, wo sich die berühmten Nazca-Linien befinden. Zunächst waren wir uns unsicher, ob wir hier überhaupt halten wollen würden, da wir kein Geld für einen teuren Flug über das Naturspektakel der alten Nazca-Kultur ausgeben wollten, Backpacker eben. Doch es gab noch eine andere Möglichkeit, einige der ca. 2000 Jahre alten Geoglyphen zu sehen, welche oft auch das achte Weltwunder genannt werden, nämlich durch einen Aussichtsturm in der Wüste.
Das hat sich definitiv gelohnt und hat auch umgerechnet nur einen Euro gekostet, weshalb wir zufrieden in unseren Übernachtbus nach Arequipa steigen konnten.

Die Naszca-Linien vom Aussichtsturm
Das war's erst einmal von unserer ersten Woche hier in Peru. Im nächsten Post erfahrt ihr dann, was wir in unserer zweiten Woche in Peru alles unternehmen.

P.S.: Wie ihr bestimmt schon bemerkt haben mögt, ist dieser Blog nicht im anspruchsvollsten und hochgestochensten Deutsch geschrieben, was allerdings auch nicht mein Ziel ist. Durch diese eher umgangssprachliche Schreibweise habe ich das Gefühl, dass das, was ich schreibe, so wirkt, als würde ich es euch in Wirklichkeit erzählen.