Willkommen in Arequipa!
Der Vulkan Misti |
Im Anschluss an eine lange Nachtfahrt mit dem Bus kamen wir in der
sogenannten "weißen Stadt" an und wurden direkt von der schönen
Architektur beeindruckt. Grund für diesen Namen sind die vielen weißen Gebäude
aus Vulkangestein. Dieses Material gilt als besonders stabil und soll so die von Erdbeben
gefährdete Stadt besser vor Zerstörungen schützen. In Arequipa besteht
nämlich eine erhöhte Erdbebengefahr und auch sonst ist die Stadt nicht das
sicherste Pflaster. Drei Vulkane umgeben die Stadt, von denen einer sogar noch
als aktiv gilt, nämlich der Vulkan Misti, so dass ganzjährig die Gefahr einer
Evakuierung besteht.
Die Kathedrale Arequipas bei Nacht |
Queso Helado - frei übersetzt "Käse-Eis" und typisch für Arequipa |
Nachdem wir zwei Tage in Arequipa verbracht und endlich mal warmes Wetter im
sonst eher kalten Peru (Winterzeit) genießen konnten, ging es für uns zum Colca
Canyon. Wir wurden morgens abgeholt und fuhren mit dem Bus in Richtung der
Schluchten des Colca-Tals nahe Chivay. Was sich uns dort darbot, waren
vielfältige Landschaften, vor allem aber die schier endlose Gebirgskette der
Anden.
Alpakas in freier Wildbahn |
Als unser Guide meinte, dass es für uns im Laufe des Tages auf 4900 m gehen würde, war uns beiden schon ganz schön mulmig, weil es uns an das Desaster in Huaraz auf "nur" 4600 m erinnerte. Deshalb sorgten wir vor und kauften uns Kokablätter, auf die die Einheimischen hier schwören, wenn es um die Höhenkrankheit geht. Um die ganze Wirkung der Blätter zu entfalten, muss man sie für eine halbe Stunde wie einen Kaugummi kauen und so den Blättern den Saft entziehen. Ein geschmackliches Highlight war dies sicherlich nicht, ich kam mir eher vor wie ein Wiederkäuer mit den ganzen Blättern im Mund.
Doch scheinbar haben sie ihre Wirkung erfüllt, denn weder Luana noch ich
hatten Probleme mit der Höhe. Ob es wirklich an den Kokablättern lag oder
einfach nur daran, dass wir lediglich kurz aus dem Bus ausgestiegen sind und
mittlerweile schon besser akklimatisiert sind, sei dahingestellt.
Am darauffolgenden Tag erkundeten wir weiter, was der Colca Canyon
so zu bieten hat. Wir konnten Kondore beobachten, welche riesige Vögel mit
einer Spannweite von bis zu drei Metern sind, die hier ungefähr so bekannt sind wie der "American Eagle" in den USA.
Der König der Lüfte: ein Andenkondor |
Des Weiteren hatten wir Zeit die Natur etwas auf eigene Faust zu erkunden und konnten so noch mehr sehen. Uns beide hat der Colca Canyon wirklich umgehauen, denn so etwas hatten wir bis dato noch nicht gesehen. Die gewaltigen Ausmaße dieser Schluchten kann man in so einem Moment nur schwer realisieren.
Einige Stunden später ging es für uns schon wieder weiter zu
unserem nächsten Ziel: Puno. Die Stadt, die den berühmten Titicacasee auf
peruanischer Seite beheimatet. Der Titicacasee ist der höchst gelegene,
navigierbare See der Welt und wird von Bolivien und Peru geteilt, da er sich in
beide Länder erstreckt.
Die Sicht auf den Titicacasee vom Hafen Punos aus |
Nach einer wieder mal sehr kalten Nacht im Hostel samt
Decken, Schlafsack und Pulli- freuten wir uns auf unseren Tag am Titicacasee.
Leider machten uns schwierige Windverhältnisse einen Strich durch die Rechnung.
Die Marine erteilte uns nur die Erlaubnis, die nächstgelegene Insel Uros
anzusteuern. Etwas enttäuscht, aber dennoch froh, dass wir überhaupt etwas vom
See erleben konnten, stiegen wir ins Boot. Nach einer kurzen Fahrt- wurden wir
durch die Einwohner begrüßt und willkommen geheißen. Uros muss man sich als
Inselgemeinschaft vorstellen, die in viele weitere kleine Inseln aufgeteilt ist
und auf der immer 4-5 Familien leben. Die Inseln selbst sind komplett aus
Schilf und müssen immer wieder erneuert werden, um nicht irgendwann unterzugehen.
Komisch hat es sich schon angefühlt, darauf zu laufen, wie auf einer sehr
weichen Matratze.
Die Bewohner erzählten uns einiges darüber, wie sie hier
leben und wie unterschiedlich das Leben im Vergleich zu den Bewohnern Punos
ist. Danach sangen sie eher wenig enthusiastisch "Vamos a la playa"
und versuchten uns noch ihre Souvenirs anzudrehen. Generell wirkte alles total
inszeniert und super touristisch. Natürlich ist uns klar gewesen, dass es nicht
extrem authentisch werden würde, da wir das schon von einigen anderen gehört
hatten, aber trotzdem waren wir am Ende des Ausflugs auf den Titicacasee etwas enttäuscht.
Eventuell wäre unser Fazit anders ausgefallen, wenn wir
noch die Chance gehabt hätten, weiter rauszufahren und eine andere Insel zu
sehen, aber so war es eher ein ernüchterndes Erlebnis gewesen. Zudem ist Puno
auch nicht die schönste Blume im Feld und so waren wir froh, weiter nach Cusco
zu ziehen.
Bevor ich diesen Post nun beende, dachte ich mir, dass ich mal
alle Merkmale/Unterschiede notiere, die Luana und mir in Peru bisher
aufgefallen sind und noch einige der typischen Landesgerichte aufzähle.
In Peru...
1. ...gibt es total viele streunende Hunde, die aber zum Glück
überhaupt nicht aufdringlich sind. Trotzdem tun sie einem ziemlich leid, da sie
total dreckig und immer auf der Suche nach etwas zu essen sind.
2. ...sind Fernbusse deutlich luxuriöser ausgestattet und bieten
besseren Service.
3. ...sind die meisten Leute total freundlich, herzlich und
hilfsbereit. Auch wenn viele kaum bis keine Englischkenntnisse haben, versuchen
alle, etwas von ihrer Kultur zu vermitteln und auch sonst wird einem oft mehr
geholfen, als man normal erwarten würde. (Außer wenn man auf dem Bürgersteig
läuft, da laufen die Peruaner konsequent weiter, ohne auch nur ein bisschen auszuweichen.)
4. ...gibt es viel mehr öffentliche und auch saubere Toiletten,
als uns anfangs erzählt wurde. Zwar darf man das Klopapier nie in die Toilette
werfen, sondern muss es in dem dafür vorgesehene Eimer entsorgen, aber
zumindest sind die Toiletten, bis auf Ausnahmen, in der Regel immer sauber.
5. ...herrscht im Vergleich zu Deutschland deutlich mehr
Patriotismus. Überall hängen peruanische Flaggen und auch sonst sind die
Menschen sehr stolz auf ihre Kultur und Geschichte.
6. ...sind die Preise deutlich niedriger als in europäischen
Ländern. Für ein Mittag- oder Abendessen zahlen wir meistens zwischen 1,50 und
3 Euro. Natürlich kann man auch deutlich teurer essen, aber wenn man sich für
ein "Menu del día" entscheidet, welches eine Suppe als Vorspeise, ein
Hauptgericht und ein Getränk umfasst, dann ist es billiger, auswärts zu essen,
als selbst zu kochen.
Auch die Preise für ein Mehrbettzimmer in einem Hostel sind
gering, da man hier meistens zwischen 5 und 7 Euro bezahlt und dafür sogar noch
ein kleines Frühstück erhält.
7. …bekommt man Getränke von Straßenständen nicht im Becher,
sondern in Plastiktüten mit Strohhalm serviert.
8. ...ist der Verkehr total verrückt. Jeder fährt durcheinander,
es wird in einem Zug gehupt und generell kann man kein Muster in diesem
unkoordinierten Wirrwarr erkennen.
Ein weiteres Merkmal, das die peruanische Kultur maßgeblich beeinflusst,
ist das Essen. Hier sind einige typische Landesgerichte:
- Ceviche (roher Fisch eingelegt in Limettensaft und Zwiebeln)
- Lomo Saltado (geschmortes Rindfleisch mit Zwiebeln und Tomaten)
- Adobo (eine würzige Suppe mit Schweinefleisch (typisch für
Arequipa))
- Cuy (gebratenes Meerschweinchen)
- Papa a la huancaina (Kartoffeln serviert mit einer scharfen
Soße)
- Arroz a la cubana (Reis mit Spiegelei und frittierter Banane)
- Chicha Morada (Kultgetränk aus Peru, welches aus lilanem Mais
gewonnen wird)
Generell lässt sich zur peruanischen Küche sagen, dass sie sehr
fleischlastig ist. Selten findet man eine vegetarische Option und oft ist das
Essen auch frittiert. Gemüse gibt es selten, dafür gibt es als Beilage fast
immer Reis UND Kartoffeln.
Mir persönlich sagt das Essen eher weniger zu. Das Fleisch ist
meistens gar nicht meins, es ist mir zu fettig und mir fehlt auch das Gemüse.
Nichtsdestotrotz gibt es auch einige Sachen, die lecker sind und wenn man will,
findet man oft irgendeine Alternative. Die Auswahl an Früchten zum Beispiel
ist total groß und lecker. Zwei Sachen, die mir und Luana beim Thema Essen noch
aufgefallen sind, ist zum einen, dass das meiste nicht heiß, sondern lauwarm
serviert wird, und zum anderen, dass das Getränk oft erst am Ende des
Hauptgerichts gebracht wird.