Montag, 7. Oktober 2019

Update aus Guadalajara: Leben an der Uni und was sonst noch passiert ist


Lange Zeit ist's her, seitdem ich meinen letzten Blogpost verfasst habe und dafür möchte ich mich an dieser Stelle entschuldigen. In den letzten Wochen war viel los, u.a. waren zwei Freunde aus Deutschland da, meine Schwester und ihr Mann haben mich besucht usw.
Aber wir fangen am besten erst Mal Schritt für Schritt am Anfang an und teilen die vergangene Zeit in zwei getrennte Blogposts auf.

Nachdem mein Semester an der Universidad de Guadalajara nun wirklich angefangen hatte, begann ich eine gewisse Routine zu entwickeln. Meinen Stundenplan wollte ich mir nicht so voll packen, damit ich immer noch genug Zeit habe, um eventuelle Sprachschwierigkeiten in den Kursen mit Lernen auszugleichen und natürlich auch, um mehr Freizeit zu haben, um dieses Land und seine Kultur zu entdecken. Somit ist mein Stundenplan mit 4 Kursen, die jeweils zwei Mal die Woche stattfinden und einem externen Spanischkurs relativ entspannt. Während ich Montag und Mittwoch erst nachmittags Uni habe, beginnen meine Kurse jeden Dienstag und Donnerstag schon um 7 Uhr morgens. Da ich zudem relativ weit von der Uni wegwohne, muss ich bereits um 6 Uhr aus dem Haus, was für mich am Anfang schon eine ziemliche Umstellung bedeutete.

Erfreulicherweise habe ich mit Familie Sanchez so viel Glück, dass sie mir sogar angeboten hat, eines ihrer Autos zu benutzen. Damit erspare ich mir mindestens eine halbe Stunde Wegzeit und habe einen enspannteren Start in den Tag. Zwar brauche ich mit dem Auto immer noch 1 h in die Uni, aber mit Musik ist das ganze doch ganz gut zu ertragen. Und ich muss sagen, dass ich mich mittlerweile ziemlich sicher im mexikanischen Straßenverkehr fühle. Auch wenn ich großen Respekt davor hatte, in so einer riesigen Stadt Auto zu fahren, ist es im Endeffekt überhaupt nicht schlimm, und auch wenn hier einige Regeln öfters missachtet werden, fährt es sich doch relativ angenehm.

Die Kurse, die ich in der Uni gewählt habe, habe ich hauptsächlich aus der Hoffnung heraus gewählt, dass sie mir in irgendeiner Weise angerechnet werden können. Auch wenn es nicht exakt die selben Materien wie in Deutschland sind, habe ich mit meiner Auswahl relativ gute Chancen auf eine Anrechnung. Neben Sportmarketing, Ernährung und mexikanischem sowie internationalem Recht, habe ich auch einen Tanzkurs, der anders als in Deutschland, die lateinamerikanischen Tanzstile Danzon, Bachata, Salsa und Merengue behandelt. 
Keiner der Kurse ist super schwer und ich komme auch mit der Sprache in den Kursen erstaunlich gut zurecht. Da der Unterricht auf Spanisch ist, hatte ich anfangs Bedenken, jedoch waren diese unbegründet und auch wenn ich am Anfang nicht alles direkt auf Anhieb verstanden habe, würde ich sagen, dass sich jenes mittlerweile auch ziemlich verbessert hat.

Im Vergleich zu meiner Uni in Köln ist die Uni hier allerdings vom Benotungsverhalten sehr unterschiedlich. Hausaufgaben sind an der Tagesordnung und kommen mir manchmal vor wie Lückenfüller, einfach nur um uns etwas zu tun zu geben. Allgemein basiert hier so ziemlich alles auf Fleißarbeit. Anwesenheit, Mitarbeit im Unterricht, Hausaufgaben, Präsentationen und sogar ordentliche Heftführung fließen mit in die Note ein. In meinem Tanzkurs muss ich sogar zu einigen Tanzevents außerhalb der Uni gehen, um meine Punkte zu erhalten. Da kommt man sich schon manchmal vor wie in der Grundschule oder Mittelstufe. Dafür finde ich, dass die inhaltlichen Ansprüche definitiv niedriger als in Deutschland sind. Auch wenn eine Sprachbarriere natürlich vorhanden ist, habe ich eigentlich wenig Probleme dem Unterricht zu folgen, was mein Gefühl bezüglich des Niveaus natürlich unterstützt.

Zudem bin ich jetzt auch im Fußballteam der Uni! Da es hier leider nicht die Möglichkeit gibt, Tennis zu spielen (außer mit Bekannten der Familie Sanchez), entschied ich mich dazu dem Frauenfußballteam der UdeG beizutreten. Die Mädels und das ganze Team sind wirklich ambitioniert,  denn das Training findet 5 Mal die Woche á 2 h statt und auch wenn ich nur 3 Mal die Woche mittrainieren kann, ist es doch sehr herausfordernd, besonders weil ich schon so lange nicht mehr gespielt habe. Aber trotz aller Strenge der Trainer während des Trainings, sind alle abseits des Platzes total aufgeschlossen und freundlich, wie eigentlich alle Mexikaner, denen ich bisher begegnet bin.
In der Regel sind alle immer total neugierig, was ich so zu erzählen habe, wollen immer quatschen oder mir mit jeglichem Problem helfen. Anfangs war ich noch etwas überfordert mit den ganzen Gesichtern, die mich täglich in der Uni begrüßten, aber mittlerweile habe ich einen guten Überblick. Das soll alles andere als überheblich klingen, sondern vielmehr vermitteln wie einfach es die Mexikaner einem als Austauschstudent machen, anders als in Deutschland würde ich mal behaupten.

Neben meinem Leben an der Uni- passieren auch außerhalb immer wieder neue Dinge. Beispielsweise war ich vor einiger Zeit das erste Mal auf dem berühmt berüchtigten Markt "San Juan de Dios", dem größten Indoormarkt Lateinamerikas.

San Juan de Dios: der größte Indoormarkt Lateinamerikas
Sich verlaufen, kann man hier ganz schnell


Dort kann man wirklich alles bekommen, von Essen- über Kleidung und Schuhe- bis hin zu Haustieren. Paco, mein Gastvater, meinte zudem, dass man, wenn man die richtigen Leute kennt, sogar menschliche Organe erhalten kann.

Burritos in Mexiko: viel kleiner als wir sie kennen
Des Weiteren meinte er auch, dass es kein besonders sicherer Ort für Nichtmexikaner ist und es auch schon mal vorgekommen sei, dass Frauen von anderen im Vorbeifahren auf Rollern ihre langen Haare abgeschnitten wurden, um diese zu verkaufen.
Trotzdem hat mich dieser Markt total fasziniert. Man kann für so wenig Geld so viele Dinge bekommen und es gibt wirklich alles, was man sich nur vorstellen kann. Kein Wunder also, dass wir dort einen ganzen Tag verbrachten, bevor ich abends mit Sarah und ihren Freunden in eine fancy Karaokebar in Zapopan gegangen bin, die "Cantadabar". Zapopan ist der Stadtteil, in dem wir wohnen und im Vergleich zur Innenstadt Guadalajaras, eine gehobenere und vor allem sicherere Gegend.

Am darauffolgenden Tag erkundete ich mit Anni und Johanna, die ich in der vorherigen Woche beim Begrüßungstag kennengelernt habe, und mit jeweils einem Mitbewohner der beiden Lago Chapala. Dieser See ist der größte Binnensee Mexikos und bietet ein tolles Ausflugsziel. Bevor wir allerdings in der von uns angepeilten Stadt "Ajijic" Halt machten, haben wir während einer Kaffeepause ein heimisches Ehepaar kennengelernt, welches uns von einem Wanderweg zu Wasserfällen erzählte. Also sind wir kurzerhand dorthin gefahren und waren begeistert von der schönen Natur. Auch wenn der Wasserfall nicht gigantisch war, war der Ausblick auf die vielen Bäume um uns herum und den See atemberaubend.

Anni und Johanna auf dem Weg zu den Wasserfällen
Nachdem wir daraufhin noch einen schönen Nachmittag in der Kleinstadt Ajijic verbrachten und am Wasser entlang spazierten, ging es für uns wieder zurück nach Guadalajara.

Lago Chapala 
In den darauffolgenden Wochen habe ich mich noch öfter mit Anni und Johanna getroffen, um zu kochen, Filme zu schauen etc. und weitere Leute kennengelernt, die an die gleiche Fakultät gehen wie die beiden, die CUCSH (Centro Universitario de las Ciencias Sociales y Humanidades), an der ganz viele Austauschstudenten eingeschrieben sind.

Der Ausblick von Johannas Terrasse aus auf Guadalajara

Bevor meine beiden Freunde Ellen und Erik aus Deutschland am nächsten Tag ankommen würden, war ich noch mit Sara (meiner Gastschwester, mit der ich mich total gut verstehe) und Beto beim Fußballspiel der Chivas. Die Chivas sind eines der beiden 1. Ligateams Guadalajaras und das Stadion ist total modern. Auch wenn das Spiel nicht das beste war, was ich jemals gesehen habe, war es trotzdem total cool, sowas mal zu erleben.

Das moderne, wenn auch in diesem Abend etwas leere, Stadion der Chivas
Glücklich schlief ich an diesem Tag ein, wohlwissend, dass ich in den nächsten 3 Wochen fast durchgehend Besuch haben würde und freute mich dementsprechend schon auf die folgende Zeit, in der total viel geplant war. Stay tuned!

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