Aber wir fangen am besten erst Mal
Schritt für Schritt am Anfang an und teilen die vergangene Zeit in zwei
getrennte Blogposts auf.
Nachdem mein Semester an der
Universidad de Guadalajara nun wirklich angefangen hatte, begann ich eine
gewisse Routine zu entwickeln. Meinen Stundenplan wollte ich mir nicht so voll
packen, damit ich immer noch genug Zeit habe, um eventuelle
Sprachschwierigkeiten in den Kursen mit Lernen auszugleichen und natürlich
auch, um mehr Freizeit zu haben, um dieses Land und seine Kultur zu entdecken.
Somit ist mein Stundenplan mit 4 Kursen, die jeweils zwei Mal die Woche
stattfinden und einem externen Spanischkurs relativ entspannt. Während ich
Montag und Mittwoch erst nachmittags Uni habe, beginnen meine Kurse jeden
Dienstag und Donnerstag schon um 7 Uhr morgens. Da ich zudem relativ weit von
der Uni wegwohne, muss ich bereits um 6 Uhr aus dem Haus, was für mich am
Anfang schon eine ziemliche Umstellung bedeutete.
Erfreulicherweise habe ich mit
Familie Sanchez so viel Glück, dass sie mir sogar angeboten hat, eines ihrer
Autos zu benutzen. Damit erspare ich mir mindestens eine halbe Stunde Wegzeit
und habe einen enspannteren Start in den Tag. Zwar brauche ich mit dem Auto
immer noch 1 h in die Uni, aber mit Musik ist das ganze doch ganz gut zu
ertragen. Und ich muss sagen, dass ich mich mittlerweile ziemlich sicher im
mexikanischen Straßenverkehr fühle. Auch wenn ich großen Respekt davor hatte,
in so einer riesigen Stadt Auto zu fahren, ist es im Endeffekt überhaupt nicht
schlimm, und auch wenn hier einige Regeln öfters missachtet werden, fährt es
sich doch relativ angenehm.
Die Kurse, die ich in der Uni
gewählt habe, habe ich hauptsächlich aus der Hoffnung heraus gewählt, dass sie
mir in irgendeiner Weise angerechnet werden können. Auch wenn es nicht exakt
die selben Materien wie in Deutschland sind, habe ich mit meiner Auswahl
relativ gute Chancen auf eine Anrechnung. Neben Sportmarketing, Ernährung und
mexikanischem sowie internationalem Recht, habe ich auch einen Tanzkurs, der anders
als in Deutschland, die lateinamerikanischen Tanzstile Danzon, Bachata, Salsa
und Merengue behandelt.
Keiner der Kurse ist super schwer
und ich komme auch mit der Sprache in den Kursen erstaunlich gut zurecht. Da
der Unterricht auf Spanisch ist, hatte ich anfangs Bedenken, jedoch waren diese
unbegründet und auch wenn ich am Anfang nicht alles direkt auf Anhieb
verstanden habe, würde ich sagen, dass sich jenes mittlerweile auch ziemlich
verbessert hat.
Im Vergleich zu meiner Uni in Köln
ist die Uni hier allerdings vom Benotungsverhalten sehr unterschiedlich.
Hausaufgaben sind an der Tagesordnung und kommen mir manchmal vor wie
Lückenfüller, einfach nur um uns etwas zu tun zu geben. Allgemein basiert hier
so ziemlich alles auf Fleißarbeit. Anwesenheit, Mitarbeit im Unterricht,
Hausaufgaben, Präsentationen und sogar ordentliche Heftführung fließen mit in
die Note ein. In meinem Tanzkurs muss ich sogar zu einigen Tanzevents außerhalb
der Uni gehen, um meine Punkte zu erhalten. Da kommt man sich schon manchmal
vor wie in der Grundschule oder Mittelstufe. Dafür finde ich, dass die
inhaltlichen Ansprüche definitiv niedriger als in Deutschland sind. Auch wenn
eine Sprachbarriere natürlich vorhanden ist, habe ich eigentlich wenig Probleme
dem Unterricht zu folgen, was mein Gefühl bezüglich des Niveaus natürlich
unterstützt.
Zudem bin ich jetzt auch im
Fußballteam der Uni! Da es hier leider nicht die Möglichkeit gibt, Tennis zu
spielen (außer mit Bekannten der Familie Sanchez), entschied ich mich dazu dem
Frauenfußballteam der UdeG beizutreten. Die Mädels und das ganze Team sind
wirklich ambitioniert, denn das Training findet 5 Mal die Woche á 2
h statt und auch wenn ich nur 3 Mal die Woche mittrainieren kann, ist es doch
sehr herausfordernd, besonders weil ich schon so lange nicht mehr gespielt
habe. Aber trotz aller Strenge der Trainer während des Trainings, sind alle
abseits des Platzes total aufgeschlossen und freundlich, wie eigentlich alle
Mexikaner, denen ich bisher begegnet bin.
In der Regel sind alle immer total
neugierig, was ich so zu erzählen habe, wollen immer quatschen oder mir mit
jeglichem Problem helfen. Anfangs war ich noch etwas überfordert mit den ganzen
Gesichtern, die mich täglich in der Uni begrüßten, aber mittlerweile habe ich
einen guten Überblick. Das soll alles andere als überheblich klingen, sondern
vielmehr vermitteln wie einfach es die Mexikaner einem als Austauschstudent
machen, anders als in Deutschland würde ich mal behaupten.
Neben meinem Leben an der Uni-
passieren auch außerhalb immer wieder neue Dinge. Beispielsweise war ich vor
einiger Zeit das erste Mal auf dem berühmt berüchtigten Markt "San Juan de
Dios", dem größten Indoormarkt Lateinamerikas.
San Juan de Dios: der größte Indoormarkt Lateinamerikas |
Sich verlaufen, kann man hier ganz schnell |
Dort kann man wirklich alles bekommen, von Essen- über Kleidung und Schuhe- bis hin zu Haustieren. Paco, mein Gastvater, meinte zudem, dass man, wenn man die richtigen Leute kennt, sogar menschliche Organe erhalten kann.
Burritos in Mexiko: viel kleiner als wir sie kennen |
Trotzdem hat mich dieser Markt
total fasziniert. Man kann für so wenig Geld so viele Dinge bekommen und es
gibt wirklich alles, was man sich nur vorstellen kann. Kein Wunder also, dass
wir dort einen ganzen Tag verbrachten, bevor ich abends mit Sarah und ihren
Freunden in eine fancy Karaokebar in Zapopan gegangen bin, die
"Cantadabar". Zapopan ist der Stadtteil, in dem wir wohnen und im
Vergleich zur Innenstadt Guadalajaras, eine gehobenere und vor allem sicherere
Gegend.
Am darauffolgenden Tag erkundete
ich mit Anni und Johanna, die ich in der vorherigen Woche beim Begrüßungstag
kennengelernt habe, und mit jeweils einem Mitbewohner der beiden Lago Chapala.
Dieser See ist der größte Binnensee Mexikos und bietet ein tolles Ausflugsziel.
Bevor wir allerdings in der von uns angepeilten Stadt "Ajijic" Halt
machten, haben wir während einer Kaffeepause ein heimisches Ehepaar kennengelernt,
welches uns von einem Wanderweg zu Wasserfällen erzählte. Also sind wir
kurzerhand dorthin gefahren und waren begeistert von der schönen Natur. Auch
wenn der Wasserfall nicht gigantisch war, war der Ausblick auf die vielen Bäume
um uns herum und den See atemberaubend.
![]() |
Anni und Johanna auf dem Weg zu den Wasserfällen |
![]() |
Lago Chapala |
In den darauffolgenden Wochen habe
ich mich noch öfter mit Anni und Johanna getroffen, um zu kochen, Filme zu
schauen etc. und weitere Leute kennengelernt, die an die gleiche Fakultät gehen
wie die beiden, die CUCSH (Centro Universitario de las Ciencias Sociales y
Humanidades), an der ganz viele Austauschstudenten eingeschrieben sind.
![]() |
Der Ausblick von Johannas Terrasse aus auf Guadalajara |
Bevor meine beiden Freunde Ellen
und Erik aus Deutschland am nächsten Tag ankommen würden, war ich noch mit Sara
(meiner Gastschwester, mit der ich mich total gut verstehe) und Beto beim
Fußballspiel der Chivas. Die Chivas sind eines der beiden 1. Ligateams
Guadalajaras und das Stadion ist total modern. Auch wenn das Spiel nicht das
beste war, was ich jemals gesehen habe, war es trotzdem total cool, sowas mal
zu erleben.
![]() |
Das moderne, wenn auch in diesem Abend etwas leere, Stadion der Chivas |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen